20.12 Uhr? Oh mein Gott, über 10 Stunden an der Diplomarbeit gesessen. Und das bei dem Wetter. Nichts wie raus!
Frankfurt.
Direkt runter, aufs Fahrrad und mit nem Affenzahn los, diesen Tag aus den Beinen strampeln. Über die rote Ampel. Keiner hupt. Keiner hupt? Warum hupt eigentlich keiner? Ich dachte, das wäre das asoziale Ostend!
Wann sprengen die denn die Großmarkthalle? Oder hat die EZB nach der Krise kein Geld mehr zum Bauen. Sonnemannallee, wieso schaut dieser Schnösel nicht nach links, wenn er aus der Ausfahrt kommt? Vorbei am Puff mit den rosa Herzen im Fenster. Bauarbeiter mit dem Feierabendbier. An der schönen Aussicht noch easy vor dem Bus rübergekommen. Nach der alten Brücke endlich mal rollen lassen. Lässig die drei Türken über die Straße winken. Am eisernen Steg machen Japaner ihre Fotos.
Holbeinsteg. Der wackelt so lustig. Nichts wie hoch. Völllig außer Atem. Der Kirchturm sagt 20:19. 3 Kilometer in 6 Minuten, geht das eigentlich?
Die Südseite ist entspannter… ich leg mich neben die schwarze Großfamilie. Hunderte Blutsauger in der Luft, hier ist es egal, ob sie stechen. Erstmal Augen zu, dann sieht mich keiner. Blauer Himmel, Hochhäuser, der Dom mal wieder mit Gerüst. Schnulzige arabische Musik, das Dönerboot hat Riesenandrang. Die da sollte besser keinen mehr essen. Der Kleine traut sich nicht, den Ball neben meinem Fahrrad zu holen.
Türkische Checker aufm Rasen, zwei schicke Russinen mit Bugaboo, der italienische Papa auf der Bank, deutsche Jogger hecheln vorbei. Ein Platz für jeden. Mir fällt mein marokkanisches Date ein, was noch aussteht.
Frankfurt. An meinem Fluß.
Ganz locker am Südufer zurück. Omas trinken Äppler auf dem Boot. Studenten mit Einmalgrill. Der rotblonde Bänker/Berater im Anzug knutscht die Minirock-Chica. Wo gibts denn sowas!?
Blaulicht. Ist was passiert? Unmengen an Gaffern stehen rum, erinnert mich an Afrika. Ich will eigentlich nicht, fahre aber hoch, muss ja wieder an die Straße. Sehe hunderte von Skatern starten. Ah, doch keine Glotzer… In Deutschland passt die Polizei auf, dass Freizeitsportler die Straße ungehindert blockieren dürfen. Riesenstau, erklär das mal einem!
Ist heute ein besonderer Tag? Ein Dienstag halt. Zwei Wochen vor Abgabe der Diplomarbeit. Drei Wochen vor meinem Start in Kenia.
Auf der Flößerbrücke nochmal Pause. Geiler Ausblick auf die Skyline! “Sie habens richtig gemacht, Kamera und Stativ dabei” – “Da hinten auf der Brücke ist es noch besser und in 10 Minuten ist es richtig blau”
Guter Tipp, am Ufer zurück nach Osten. Blau? Unterhalb der schicken Apartmentblocks wird geraucht. Nicht nur Kippen. Und jongliert. Fahrrad wieder abschließen. Das asoziale Ostend halt. Der arabische Pizzabäcker wundert sich schon lange nicht mehr. Grüßen tun wir auch nicht.
Mit Kamera zurück auf die Eisenbahnbrücke. Die Jongleure haben ihre Fackeln angezündet. Da stehen noch zwei mit Stativen, ein Geheimtip ist das hier nicht. Und dann wird es blau, wie angekündigt.
Die ICEs wechseln sich mit REs und Joggern ab, jedesmal verwackelt das Bild. Die Skaterin mit Hund packt ihr Buch ein und geht. Die zwei da unten am Ufer haben ihren Spaß. Ich gehe langsam zurück zum Rad. Eine Blondine allein im Hafengebiet. Und nichts passiert.
Frankfurt. An meinen Fluß. Seit immer mein Fluß.
Warum dieser Post in diesen Blog gehört? Selig, wer es versteht!
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